Evangelisation neu gestalten!
Das Merkmal einer vitalen Gemeinde, an dem wir als Gemeinde arbeiten und uns weiter entwickeln wollen, ist das zweite Merkmal:
Wir richten den Blick nach außen!
Darum ging es in unserem Seminar Anfang Juli mit dem Thema „Evangelisation neu gestalten“.
Wie haben wir Evangelisation bisher verstanden und erlebt? Das war unsere Einstiegsfrage zu diesen Thema. Für uns war Evangelisation bisher eine Veranstaltung mit einem Evangelisten der zu Menschen spricht, die zu dieser Veranstaltung eingeladen werden. Von den wenigen die sich einladen lassen, wird erwartet, dass sie Sündenerkenntnis bekommen, Buße tun und sich zu Jesus bekehren.
Wie viel Enttäuschung haben wir als Gemeinde erlebt, weil diese Art der Evangelisation nicht mehr funktioniert und Menschen sich kaum noch dazu einladen lassen. So erzählten wir uns gegenseitig in wenigen Sätzen die eigene Bekehrungsgeschichte und mussten daran feststellen, dass jede „Bekehrung“ individuell ist und keine diesem Schema entspricht.
Wenn Evangelisation neu gestaltet werden soll, dann nicht mehr durch Veranstaltungen, durch die Erwartung von Reue und Buße, sowie durch die Predigt einer Person. Anhand der eigenen Erfahrungen fanden wir heraus, dass Bekehrung oder Hinwendung zu Jesus ein Prozess über einen längeren Zeitraum ist.
Nur selten gibt es ein konkretes Datum für die eigene Bekehrung bzw. die Bekehrung eines Menschen. Evangelisation findet auf einer völlig anderen Ebene statt. Ausschlaggebend ist sehr oft ein persönliches Kennenlernen, um darüber Vertrauen zu Gott bzw. Jesus und der Notwendigkeit eines neuen Lebens zu erkennen und die Gemeinschaft mit vielen meist persönlichen Gesprächen. Zeuge sein bedeutet nicht, dass wir Menschen von ihrer Sünde und Schuld vor Gott zu überzeugen haben. Es sollte ein aktives Zuhören sein und der Versuch auf die Fragen die das Leben eines suchenden Menschen betreffen Antworten zu geben.
Häufig ist es nicht die Erkenntnis der persönlichen Sünde und Schuld mit dem Bedürfnis nach Vergebung, die den Menschen zur Umkehr bringt. Sehr oft ist es auch die Angst in Problemen und Nöten des Lebens oder in Krankheit, die eine Hinwendung zu Jesus, der Macht hat und Schutz gibt. Ein anderer Aspekt ist die Scham des Versagens, der eigenen Wertlosigkeit, das „schwarze Schaf“ der Familie zu sein und die Suche nach Annahme und einem gesunden Selbstwert, die Umkehr bewirkt.
Dieses Seminar hat uns nachdenklich gemacht und eine andere, vielleicht auch ganz neue Perspektive der Evangelisation für uns als Gemeinde eröffnet.
J.Giese