AngeDacht 5 – 2022

Man füllt nicht neuen Wein in alte Schläuche. (Mt 9,17)

Der Anlass, aus dem Jesus dieses kurze Gleichnis erzählt, ist die Frage nach dem Fasten. Die Jünger von Johannes dem Täufer und die Pharisäer fasteten viel und regelmäßig. Aber warum fasteten die Jünger von Jesus nicht?

Die Frage scheint so eindringlich gestellt worden zu sein, dass Jesus eine Erklärung durch dieses Gleichnis gab. Er stellt zuerst den Gegensatz zwischen Hochzeit und Trauer heraus. Eine Hochzeit ist immer etwas Besonderes und ein freudiges Ereignis. Es ist der Anfang von etwas ganz Neuem, indem zwei Menschen Ja zueinander sagen und ein gemeinsames Leben beginnen. Das ist ein Grund zum Feiern und zur Freude.

In diesem Gleichnis geht es um Wein und um Schläuche, die nicht zusammenpassen. Der Inhalt und die äußere Form passen nicht zusammen, weil sie zu unterschiedlich sind. Jesus erklärt, dass der neue Wein der neue Bund ist, den er gestiftet hat. Der neue Bund ist ein geistlicher Bund, den wir im Abendmahl feiern. Jesus gab seinen Leib (das Brot) und sein Blut (den Wein), um uns aus dem Machtbereich der Sünde, des Todes und Satans zu retten. Es ist der Aufbruch in ein neues Leben, ein Leben in der Gegenwart Gottes und unseres Herrn Jesus Christus.

Dieses neue Leben hat uns in die Freiheit der Kinder Gottes geführt.
Der neue Wein, der neue Bund, passt nicht in die ausgedienten Schläuche des alten Bundes mit seinen Gesetzen hinein. Das neue Leben ist vom Geist Gottes erfüllt, schafft Veränderung im Leben des Menschen und in seinem Umfeld. Neues Leben wird sichtbar, spürbar und erlebbar. Die alten Formen der Gesetzlichkeit und Enge werden durch das neue Leben gesprengt. Sie können sich nicht mehr anpassen und halten spontanen Veränderungen nicht stand. Das bedeutet nicht, dass alte Formen schlecht sind oder schlecht waren. Auch die alten Formen sind von Gott geschaffen worden, aber sie hatten ihre Zeit. 

Nun ist Neues angesagt, so macht es Jesus den Menschen klar und so sagt es auch Gott durch den Propheten Jesaja (Jes. 43,18-19):

„Gedenkt nicht an das Frühere und achtet nicht auf das Vorige! Denn siehe, ich will ein Neues schaffen, jetzt wächst es auf, erkennt ihr’s denn nicht? Ich mache einen Weg in der Wüste und Wasserströme in der Einöde.“

Als vitale Gemeinde wollen wir Neues wagen und im Glauben und Vertrauen zu Jesus wachsen. Jesus bringt eine neue Beziehung zu Gott mit, durch Buße und Vergebung. Es ist das neue Leben durch das Sterben von Jesus Christus für unsere Schuld und Sünde. Dieses neue Leben ist der neue Wein und dieser neue Wein braucht auch neue Formen. Das ist es auch, was die Menschen in der Welt häufig an Kirchen und Gemeinden bemängeln. Wer möchte ein neues Leben voller Moral und Verbote haben? Jesus hat uns zur Freiheit berufen, zu einer neuen Qualität der Beziehung zu ihm und zum Vater. Aus dieser Beziehung heraus wird unser Leben bestimmt. Daraus ergibt sich auch wie wir handeln.

Eine vitale Gemeinde lebt mit neuen Formen und ist bereit Altes aufzugeben damit Menschen Jesus begegnen können. Weil wir Barmherzigkeit von unserem Herrn erfahren haben, deshalb können auch wir barmherzig sein.

J. Giese

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