Wie können wir Glauben leben?
Wenn wir bereit sind als Gemeinde den Blick nach außen zu richten und wir uns nicht nur mit uns selbst
beschäftigen wollen, dann sollte unser gemeinsamer Glaube in dieser Welt sichtbar werden.
Welche Bedeutung haben wir als Gemeinde für unsere Stadt? Wie leben wir sichtbar als Gemeinschaft unseren Glauben? Was ist eigentlich Glaube den wir leben sollten?
Glaube ist das Verhältnis, das in seiner Zuverlässigkeit nie trügt. Der Glaube richtet sich nicht auf eine Sache sondern auf eine Person, er richtet sich auf Jesus bzw. durch Jesus auf Gott den Vater. Abraham wird in der Bibel als Vater des Glaubens bezeichnet. Er war bereit sein altes Leben hinter sich zu lassen und in ein neues Leben unter Gottes Führung aufzubrechen. Ähnliches erleben wir im Leben der Jünger
von Jesus. Jesus leitete sie an, Glauben zu leben.
In Mk 6,45-52 wird berichtet, was nach der Speisung der Fünftausend geschah. Während Jesus auf einen Berg stieg, um mit Gott zu reden, fuhren die Jünger mit ihren Booten über den See Genezareth. Jesus hatte zum sofortigen Aufbruch gedrängt. Nun waren sie mitten auf den See, das Wetter hatte sich geändert und sie hatten starken Gegenwind. Jesus war für sie zwar nicht anwesend, weil er allein zurückgeblieben war um zu beten. Aber: „Er sah, dass sie mühsam gegen den Wind und die Wellen ankämpften.“ (V.48) Was die Jünger hier erleben geschieht immer wieder einmal im geistlichen Bereich. Nach einer starken Glaubenserfahrung mit unserem Herrn gibt es plötzlich Gegenwind. Das können Menschen oder auch Umstände sein, die uns entgegenstehen, unsere ganze Kraft und Aufmerksamkeit beanspruchen und uns den Frieden rauben wollen. Jesus sieht uns in dieser Situation, genauso wie er die Jünger bei ihren Kampf mit Wind und Wellen gesehen hat und betet für uns. Aber dann gab es noch ein neues unerwartetes Problem. In V.48 wird gesagt: „Er sah, dass sie mühsam gegen den Wind und die Wellen ankämpften. Gegen drei Uhr morgens ging er über das Wasser zu ihnen.“ Erst die Probleme mit Sturm und Wellen und nun noch eine unheimliche Erscheinung?
Sie waren entsetzt und hielten diese unerwartete Erscheinung für ein Gespenst. Die plötzliche und unerwartete Nähe von Jesus ist für sie fremd und unheimlich. Erst als er zu ihnen sagt „Ich bin es.“ wird die Begegnung zur freudigen Überraschung. Erleben wir nicht ähnliches wie die Jünger? Da gibt es Gegenwind, schwierige, nicht endende Situationen und dann noch eine Erscheinung die man nicht einordnen kann. Jesus will seinen Nachfolgern begegnen, manchmal mitten in der Situation, im Augenblick des Nichterwartens. Das kann schon erschreckend sein. Welche Erwartungen haben wir an Jesus? Ist die Begegnung mit ihm unheimlich, weil sie so ganz anders ist?
In V.50 wird gesagt, dass die Jünger zu Tode erschrocken waren. Die Umstände, Gegenwind und Wellen, eine unerwartete plötzliche Erscheinung, machten den Jüngern Angst. Was man nicht einordnen kann, was den bisher gemachten Erfahrungen widerspricht, macht Angst. Angst bewirkt ein hartes Herz und Unglauben. So könnte man es am Ende dieses Berichtes (V.52) sagen. Wie oft in unserem Leben bekommen wir es mit der Angst zu tun? Angst blockiert und macht das Herz unempfänglich für Gottes Reden und Handeln. Jesus möchte, dass wir vertrauen zu ihm haben, auch dann, wenn unsere Existenz bedroht wird. Wir sollten ein Zeugnis des Handelns Gottes in unserem Leben für diese Welt sein.
Jesus lässt uns manchmal an unsere Grenzen kommen durch Gegenwind, einer unheimlichen Begegnung und der eigenen Angst. Angst blockiert unser Leben, vernebelt unseren Verstand und macht unser Herz unempfänglich für Gottes Reden und Wirken. Wie wir damit umgehen wirkt sich auf unsere Gemeinschaft aus und wird zum Zeugnis für unsere Umwelt. Im Glauben zu leben bedeutet sich Gottes starken Händen anzuvertrauen, sich selbst loszulassen und Vertrauen zu Gottes Wegen und Führungen zu haben.
Jürgen Giese